Ja, das habe ich gemalt. Wir sind hier auf der Erde mit mehr als 7 Milliarden Menschen; deswegen musste ich mich auf eine begrenzte Anzahl von Leben beschränken. Aber dabei tauchten bei mir direkt Fragen auf: Welche Themen wähle ich? Und, da ich nicht von allen Kulturen Leben malen kann, welche wähle ich dann und wie erzähle ich eine ganze Lebensgeschichte in einem Gemälde? Was Sie letztendlich sehen, sind die Lösungen, die ich auf diese Fragen gefunden habe. Da die Werke ziemlich groß werden würden - ich konnte keine vollständigen Lebensgeschichten auf einem Tuch von 1 x 1 Meter darstellen - hatte ich ein Problem mit der Aufstellung. Daher bestehen sie aus praktischen Gründen aus verschiedenen Paneelen. Die Wand meines Ateliers war gerade hoch genug, um sie komplett sehen zu können. Schließlich wird klar, dass die Paneele sehr gut dazu geeignet sind, eine Lebensgeschichte zu erzählen. Sie alle enden in der Mitte des Gemäldes. Ich bin sehr froh, sie fertiggestellt zu haben. Es war eine ziemlich aufwändige Sache. Aber sie war befriedigend, absolut befriedigend.
Nun, dieses Werk entstand in verschiedenen Phasen und die Fertigstellung dauerte mehr als 6 Monate. Ehrlich gesagt hatte ich zunächst keine Ahnung, welche Geschichte hier dargestellt wurde. Das Werk wurde immer größer und größer, brauchte viel Platz. Als es gefühlsmäßig fertig war, habe ich einige Wochen gebraucht, es auf mich wirken zu lassen, um zu entdecken, worum es sich genau handelte. Es ist ein abstraktes Gemälde, aber womit war es verbunden? Ich fühlte, dass es mit den 10 Lebensgeschichten zu tun hatte, die ich früher gemalt habe. Allmählich wurde beim Betrachten die Bedeutung dieses Gemäldes für mich deutlich. Mit all diesen Farben und Formen können Sie die anderen 7 Milliarden Leben erschaffen und noch vieles mehr. Trotz der Ähnlichkeiten ist kein Leben wie das andere. Hin und wieder gibt es keine Wahl und das nennen wir dann Schicksal, zum Beispiel im Falle einer tödlichen Krankheit oder eines Lottogewinnes. Manchmal geht es weniger um das Schicksal und mehr um eine Wahl, zum Beispiel der Berufs- oder passenden Partnerwahl, um ein gemeinsames Leben anzufangen. Manchmal ist die Wahl hinsichtlich unserer Wünsche einfach, in anderen Fällen ist sie schwierig. Das Leben ist ein großes, kreatives Abenteuer bezüglich unserer Wahl.
Da werden die Themen Träume und Kreativität behandelt. Wenn Sie durch das Tor gehen, gelangen Sie in die Welt des „träumenden Seins“. Meistens werden Träume mit fantasievollem Denken verwechselt. Aber das Träumen ist doch eine ganz andere Sache, ein anderer Seinszustand. Träumen ist ein kreativer Vorgang in unserem Gehirn, wenn wir schlafen. Genauso wie Kinder, die tagsüber spielen. Wenn diese spielen, kommt das Tun von selbst, eigentlich sehr kreativ und achtsam. Wenn ich als Maler ein Kunstwerk schaffe, dann spiele ich. Ich folge dem, was meine innere Aufmerksamkeit hervorruft. Ich kann nur richtig kreativ sein, wenn mein erwachsenes Denken auf Sparflamme läuft. Malen ist für mich als Künstler eine Seinserfahrung. Es betrifft meine Sinne, meine Gefühle, meine Intuition, meine Erinnerungen. Es geht um Farbe, Form und Atmosphäre, um die Sehnsucht, etwas vom Leben sichtbar zu machen, das ich nur in mir selber erfahren kann. Wenn ich male, denke ich nicht, ich folge dem, was sich natürlicherweise in mir ausdrücken will. Innerlich konzentriere ich mich allerdings auf das, was bei mir ein Lächeln hervorruft und mir ein Gefühl von Erfüllung gibt. Malen ist für mich eine Form des Betens und der Meditation.